Biologisch-Dynamische Landwirtschaft als Modell der Kooperation
AgriKultur ist mehr als Nahrungsmittelproduktion. Der Bauer pflegt sein Land und Vieh, wo der Jäger&Sammler nur ausbeutet. Seit den sakralen Anfängen der Landwirtschaft vor Tausenden von Jahren besteht der Grundton des Pflegerischen, Kultur eben. Und wenn dieser fehlt, entstehen auch keine rechten Lebensmittel mehr, es schmeckt nicht. Grundsatz unserer Arbeit ist das Gestalten der Arbeitsabläufe nach den Bedürfnissen des Lebendigen. Allzu oft bestimmen technische Normen und hergebrachte Gewohnheiten die landwirtschaftlichen Tätigkeiten.
Wie der Segler mit dem Wind, so arbeiten wir mit den Naturprozessen. Im aufmerksamen Zuhören beginnt das Gespräch zwischen Mensch und Natur. Das ist AgriKultur. So können wir aus einem respektvollen Verständnis heraus ein fruchtbares Zusammenspiel der Elemente – Boden, Pflanzen, Tiere – des Hofes schaffen. Und unsere Erfahrung zeigt, dass jedes Wesen im Betrieb am förderlichsten beiträgt, wenn es sich ganz in seiner Art ausdrücken darf. Ideal für eine gutfunktionierende Landwirtschaft ist es, wenn der Hof eine Vielzahl Pflanzen und Tierarten beherbergt. Diese sinnvoll in die Produktion zu integrieren und ihnen ein artgerechtes Leben zu ermöglichen ist unser Anliegen. Unter artgerecht beim Haustier verstehen wir, dass sich eine Tierart mit allen Verhaltensaspekten ausleben kann und das Zusammenarbeiten mit dem Menschen entwicklungsfördernd gestaltet wird.
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Haustierhaltung heisst: der Mensch hilft dem Tier und das Tier hilft dem Menschen. Haustiere haben sich zum Menschen geöffnet, erhalten länger ihre Bildsamkeit als Wildtiere. Im Dialog mit dem Menschen und seiner landwirtschaftlichen Gestaltung entstand die große Vielfalt der verschiedenen Haustierrassen. Und durch die Erfahrungen des einzelnen Tieres bereichert sich die Art.
Tierdung ist der Motor der Bodenfruchtbarkeit. Stickstoff bekommen wir auch in den Boden mittels Gründüngung. Das Besondere an tierischem Dünger ist, dass er dem Boden-Pflanze-Komplex von der Seelenwärme des Tieres mitteilt. Die Anwesenheit von Tieren auf dem Hof belebt die Atmosphäre. Mit etwas Übung kann man die unterschiedliche Ausstrahlung der verschiedenen Tierarten für den jeweiligen Ort empfinden (die dichte Ruhe der Kühe, die Bereitschaft der Pferde zur Erregung – zum „Wind sein“, der kriegerische Aktivismus der Hühner, die selbstlose Liebe der Bienen…). Und besonders bei der Bearbeitung des Bodens entsteht durch die Zugtiere eine vollkommen andere Qualität als bei der Arbeit mit Maschinen.
Animal kommt von anima: die Seele. Tiere sind die Seelendimension einer Landschaft. Ebenso gibt es einen alten “Vertrag” zwischen dem Menschen und den Nutzpflanzen: Der Kohl zum Beispiel läßt in seinem Kopf Blätter wachsen, die nicht das Licht sehen, nur für unsere Ernährung. Im Gegengeschenk bereiten wir ihm ein üppiges Beet mit Nährkompost und verhelfen ihm in respektvoller Züchtung zum Erkunden seines Ausdruckspotentials.
Zur Erkenntnis des Wesens einer Tierart oder eines Pflanzentypus muss der Mensch sich einüben. Vorreiter dieser Übung ist Johann W. Goethe und ihr hervorragender Lehrer ist Rudolf Steiner.